Immer wieder höre und lese ich davon, wir sollen uns “ökologisch” oder “natürlicher” Verhalten, unsere Zerstörungswut schade dem “natürlichen Gleichgewicht”.

Mir scheinen all diese Ausrück etwas völlig falsch zu benennen: wenn wir Menschen uns zurückhalten und *nicht* alles verbrauchen an das wir gelangen können, *dann* handeln wir “unnatürlich”.

In der Natür finden die Arten ihre Begrenzung in der eigenen Leistungsfähigkeit: wenn der Räuber mehr Beutetiere tötet als er braucht, um Nachkommen aufzuziehen, dann gibt es schlicht weniger Nachkommen, und die Beutepopulation kann sich erholen. (ja, vereinfacht dargestellt.) Das gilt genauso für Pflanzenfresser. Keines dieser Tiere hört aus *Überlegung* auf Beute zu machen oder Pflanzen zu fressen. Sie sind nur nicht leistungsfähig genug, um die ganze Erde zu zerstören, wir aber schon.

Sehr plastisch sieht man dies an Neophyten: den Kaninchen oder Katzen in Australien z.B., die etliche lokale Populationen ausgerottet haben: ein natürlicher, ökologischer Vorgang. Nur wir menschen sind so unnatürlich, das „schade“ zu finden und Arten erhalten zu wollen, die nicht mehr an die aktuelle Situation angepasst sind.

Lasst uns natürlich handeln: Tod den Eisbären! Yess! Die haben auf einer warmen Welt nix zu suchen!

Also ist es auch das *natürliche* Verhalten des Menschen die Erde leerzugrasen und dann einen drastischen Populationsrückgang zu erleben. Einen extremen Rückgang der menschlichen Bevölkerung, alles für uns Essbare haben wir bis dahin ja aufgefressen.

Das wäre ein *natürlicher, ökologischer* Ablauf. Und, wie ich finde, *nicht wünschenswert*.

Aber jedes andere Verhalten ist „wertbasiert“ statt „natürlich“. Kultiviert  oder zivilisiert wären vielleicht angemessene, aber eher in Verruf geratene Wörter.  Vielleicht ist hier „ethischer“ auch passend, zumindest in Vergleichen.

Insofern geht meiner Ansicht nach viel „grüne“ Werbung für Ihre Ideen völlig an der Idee vorbei: wir müssen nicht *natürlicher*, sondern „ethischer“ leben!

Damit könnte man vielleicht auch noch einige konservative mehr gewinnen.

„Natur“ hört sich vielleicht nett an, aber Natur ist Todeskampf, Vernichtung der Unterlegenen, Aussterben der Unfähigen.

Ich bin da mehr für einige menschlichen Werte wie Mitleid, Ausgleich und Überleben für Viele. Für Intelligenz und Vorausplanen, für Impulskontrolle und Verantwortung.

Alles Begriffe, die in der Natur kaum eine Rolle spielen.

Also: lasst uns weniger natürlich, mehr menschlich sein! Und das schließt vieles bis hin zu Technik ein. Ohne Technik hätten wir keine Wahl. Lasst uns eine wünschenswerte Zukunft entwerfen und alles dazu tun und nutzen - auch Technik - um diese wünschenswerte Geschichte zur Wirklichkeit zu machen.